Donnerstag, 21. Oktober 2010

Die Langsamkeit des Seins, oder auch: Geduld als Tugend

Eigentlich sollte es ja eher die Leichtigkeit des Seins heißen und für die Filipinos ist es das glaube ich auch. Bei mir trifft im Moment allerdings eher die Langsamkeit des Seins zu (ich hoffe jedoch, dass ich bald die Leichtigkeit erreichen werde). Das mit der Geduld habe ich ja im ersten Post schon erwähnt. Klingt so einfach, aber ich sage Euch: es fühlt sich alles andere als einfach an!!! Vor allem dann, wenn die eh schon mühsam errungene Gedukd aufgrund von völliger Inkompetenz total überstrapaziert wird.

Was ist passiert? Das eingangs im Blog erwähnte Kommunikationsproblem hat sich leider trotz Anwesenheit vor Ort nur unwesentlich verbessert. Hintergrund ist, dass im International Office (OIP genannt) die zwei wichtigsten Personen gleichzeitig gekündigt haben: sowohl die Person, die für Inbound - also eingehende Austauschstudenten wie mich - zuständig ist als auch die Person, die für Outbound (also Filippinos, die ein Austauschsemester im Ausland machen) zuständig war. Nun gibt es zwar theoretisch einen Nachfolger für die Inbound-Person, allerdings habe ich noch nie jemanden getroffen, der dermaßen ungeeignet und inkompetent in seinem Job ist. Zu beachten sei, dass in diese Aussage wirklich schon ganz viele Boni wohlwollend eingeflossen sind, also dass er jung ist, dass er neu ist, dass er am Anfang unsicher ist, dass er nicht gut eingearbeitet wurde etc. Aber alle Aufgabenbereiche, die der liebe Ben abdecken sollte, habe ich entweder mühsam selbst organisiert, haben andere im OIP organisiert oder sie werden einfach gar nicht angegangen.

Besonders prekär sind die drei Themen Internet, Unterkunft und Kursauswahl.

Teil 1 - die Irrungen und Wirrungen bis zum Internetzugang
Unglaublich, wie abhängig man mittlerweile vom Internet ist. Vor allem fern von zu Hause ist es eigentlich die einzige praktikable Art, um mit den Daheimgebliebenen Kontakt zu halten. Darüber hinaus ist man hier aber auch davon abhängig, um angebotene Kurse der unterschiedlichen Departments herauszufinden.

Vom ersten Tag an habe ich bzw. wir, da ich gleich am Anfang Andi und Philipp von der TU München bzw. der Uni Passau kennengelernt habe, gefragt wie wir am besten ins Internet kommen. Auf die Frage nach einem Universitätsnetzwerk hat uns Ben nur mit großen Augen angeschaut (ich glaube das kannte er nicht). Auch mit den Begriffen Wlan und Wi-fi konnte er nichts anfangen. Schlussendlich haben wir versucht herauszufinden, ob es wenigstens in der Bücherei Computer mit Internetzugang wird, aber auch das wusste er nicht. Er meinte dann, das wir am nächsten Tag wieder kommen sollen, da er sich erkundigen würde. So weit so gut. Nur am nächsten Tag konnte er sich nicht erinnern, dass er sich darum kümmern wollte. Dann hat er noch gefragt, ob wir schon Onli ne nachgeschaut hätten, welche Kurse wir nehmen wollen. hmm, wie das hätte funktionieren, wo wir doch weder über Wi-fi noch sonst wie Internetzugag haben, hätte mich schon interessiert. Darauf angesprochen, war Ben ganz erstaunt und meinte nur: oh, das hätte er ja nun nicht bedacht - harhar. Netterweise meinte er dann, dass er dafür jetzt aber keine Zeit hätte und am wiederum nächsten Tag auch gar nicht im Büro wäre. Er würde allerdings einen Termin für uns vererinbaren und eine Mitarbeiterin des OIP würde uns dann am nächsten morgen zu den Uni-Technikern bringen.

Brav wie wir sind, standen wir am nächsten Tag pünktlich im Office (wobei pünktlich im Moment mit einer halben Stunde Verspätung heisst - so als Kompromiss zwischen philppinischer und deutscher Pünktlichkeit). Leider wusste niemand von dem Termin. Der nette Visum-Beauftragte Virgilio hat sich dann uns angenommen und ist mit uns zu den Technikern gestapft. Dort hat er bestimmt eine halbe Stunde mit ihnen diskutiert, aber es hieß dann nur, dass wir kein Wi-fi bekommen, bis wir nicht eine reguläre Student ID bekommen. Dafür müsste man sich allerdings registrieren und das wird bei uns Austauschstudenten erst Mitte November der Fall sein. Enttäuschung machte sich bei uns breit, aber so schnell haben wir natürlich nicht aufgegeben. Wir sind dann alleine zur Unibib gestapft, um herauszufinden, ob es dort Computer gibt und wir diese verwenden dürfen. Ist aber alles nicht so einfach, wie man meinen könnte, denn Philipp und ich sind nicht mal in die Bib hereingekommen. Der Security Guard hat uns abschätzig gemustert und uns dann mitgeteilt, dass unsere Flip-Flips in der Bücherei verboten sind. Tja, da es in Strömen regnete, aber trotzdem warm war, waren das die einzigen praktikablen und blasenfreien Schuhe. Unabhäng davon wäre ich mit meinem (kein bißchen ausgeschnittenen oder durchsichtigen) Top und meinen Shorts eh nicht rein gekommen,sind  da diese nicht "züchtig" genug (das wird noch lustig hier. Ich glaube dass ich so quasi fast alle meine Klamotten, in denen ich bei dieser Hitze nicht zerfließe, offiziell nicht anziehen darf, da sie nicht in die Kategorie "appropriate" bzw. "healthy for your body and soul" fallen). Andi hatte jedoch Glück. Mit seinen Turnschuhen durfte er die heilige Bib betreten und siehe da, es war sogar möglich ohne Studenten ID ins Internet zu kommen. Angespornt ob des ersten Erfolges haben wir dann beschlossen, den Techniker nochmal einen Besuch abzustatten. Und siehe da: wir haben nicht nur ein Passwort für das WLAN des Techniker-Gebäudes, sondern auch noch die E-Mail-Adresse des Ansprechpartners für das gesamte Uni-Wlan-Netz ergattert. Zu unserer großen Freude hat der AP tatsächlich (und auch ohne Student ID) für das Netz registriert. Doch es wäre zu einfach, wenn nun schon alles geklappt hätte. denn tagsüber haben wir jetzt zwar auf dem Großteil des Campus WLAN, allerdings ist der Router im Faculty Housing kaputt, so dass es mit Skypen leider immer noch nichts wird.

So, der Akku ist leer und der Magen auch. Ab geht's in die Cafete und danach dann hoffentlich weiter mit dem nächsten Post :)

Montag, 18. Oktober 2010

Kulinarisches

Den omnipräsenten Fast-Foodketten haben Jan und ich während unserer Reise weitestgehend abgeschworen und bis auf zwei Ausnahmen fleißig nur philippinische Gerichte verspeist - naja, doch mehr Einschränkungen: zummindest zum Abendessen. Ich glaube, bis ich auf ein Original Philippinisches Frühstück Lust habe, muss doch noch einiges passieren. Aber Knoblauchreis und Hühnchen kann ich direkt nach dem Aufstehen (noch?) keinen Reiz abgewinnen.

Fazit der Abendessen: Nicht so würzig wie chinesisches oder thailändisches Essen, aber sehr lecker. Fast  alle Gerichte werden mit Reis serviert, wobei hier unterschieden wird nach Knoblauch Reis, Shrimp-Reis, Krebs-Reis und viele mehr. Dazu gibt es in der Regel Hühnchen oder Schwein, seltener Rind. Oder natürlich Meeresfrüchte und Fische. Insgesamt war bisher mit Ausnahme der vergorenen Fischpaste, die man zu grünen (d.h. noch nicht reifen) Mangos ist, alles sehr lecker.

Apropos Mango: die sind hier einfach genial, egal in welcher Form sie angeboten werden: pur, Mango-Shake, Mango-Pancake, Mango-Salat, Mango-Eis, Mango-Daiquiri...absolut exquisit!

Ach ja, und falls ich mal schreckliches Verlangen nach einer Haxe bekommen sollte, muss ich einfach nur zu Crispy pata greifen *mhhh*

So, und jetzt werde ich die einzige Uni-Kantine testen, die noch offen hat. Bericht folgt.

Grüne Oasen und meine zwei Unis


Von Manila nur als Moloch zu sprechen, wäre allerdings unfair. Zum Glück habe ich mit Jan auch einige grüne und ruhige(re) Oasen entdeckt (ich bin mir sicher, dass die Liste im Laufe der Monate schnell länger wird ;-):

- den Rizal Park
- wenn man schon etwas Manila-adaptierter ist, auch den Manila Baywalk
- das Harbour View Restaurant in der Manila Bay
- der kleine Park, der sich hinter den Stadtmauern der Innenstadt "Intramuros" entdeckt
- die ganzen Malls, in denen man plötzlich das Gefühl hat in einem ganz anderen Land zu sein
- alle Kirchen, in denen man einfach mal ohne SMOG durchatmen kann, im Speziellen die Agustin Church und das angrenzende Museum mit Park

Zum Glück zählen meine beiden zukünftigen Uni-Standorte auch zu den Oasen. Mit Jans Orientierungssinn und nach zwei Hochbahnfahrten haben wir ihnen einen Besuch abgestattet. Sie sind - wie auch die Viertel, in denen sie angesiedelt sind - sehr unterschiedlich, aber beide auf ihre Weise schön.

Die recht kleine Graduate Ateneo Business School liegt in einem Bürokomplex im Viertel "Makati", dem sicherlich westlichsten, reichsten Distrikt, in dem auch die meisten westlichen Großkonzerne und viele Malls angesiedelt sind - das komplette Gegenteil zu Ermite und für die Stadt schon richtiggehend idyllisch (wenn auch übersäät mit Hochhäusern & Appartmentkomplexen).

Die Ateneo Loyola University liegt hingegen im Viertel (bzw. eigentlich eine eigene Stadt) "Quezon City", was eine Mischung aus Ermita und Makati ist: sehr groß, pulsierend, nicht so reich und deutlich weniger westernisiert als Makati. Dafür ist der Campus sehr weitläufig und zieht sich über mehrere Kilometer Grünfläche hin. Wie so vieles hier jedoch hinter Stacheldrahtzäunen und mit bewaffneten Security-Guards an den 3 Eingängen.

Das Moloch Manila und mein erster kleiner Kulturschock

Jetzt bin ich schon genau 3 Wochen im Lande (Jan ist leider schon wieder auf dem Rückweg) und habe den ersten Mini-Kulturschock verdaut. Manila macht ihrem Namen als Megacity alle Ehre: schwül-heiß, SMOG, Höllenlärm, Chaos, Millionen (nicht unbedingt die feinsten) Gerüche und vor allem: wirklich krasse Armut. Das Hotel in dem wir am Anfang waren (und in dem ich jetzt auch wieder sitze) war zwar ganz okay, aber unglaublich laut. Stellt euch eine 6-spurige hupende Autobahn vor, die über Euer Bett fährt - so kam mir das hier vor ;-) Die Lage war zwar einerseits gut, da man - wenn man den Nerv hat - zu Fuß vieles ablaufen kann, was wir zur Verwunderung vieler Filippinos auch fleißig getan haben (die würden sich einfach mit dem Taxi oder wenigstens einem Tricycle herumkutschieren lassen). Nachteilig ist aber das Viertel "Ermita". Es ist nicht unbedingt der beste Startpunkt, um die Stadt von ihrer schönen Seite kennen zu lernen. Überall Straßenkinder, Bettler, Nightclubs und alle paar Meter Leute, die auf der Straße/Gehsteig schlafen. Aber all das gehört in so einer Stadt einfach zum alltäglichen Bild (in verschiedenen Abstufungen, je nach Viertel) und man muss sich daran gewöhnen. Trotzdem war ich echt froh, als wir uns dann am zweiten Tag auf den Weg Richtung Hochbahn in das angrenzende Viertel Malate gemacht haben, denn plötzlich sah das Straßenbild ganz anders aus. Viel "normaler", geschäftiger, weniger bedrohlich ob der ganzen sichtbaren Armut.

Aller Anfang ist schwer

So, endlich habe ich es geschafft einen Blog einzurichten. Was dazu passieren musste? Meine erste Nacht alleine in Manila, sage und schreibe in der Executive Suite des Best Western. Aber dazu später mehr. Erst mal eins nach dem Anderen.

Warum eigentlich Manila? Ganz einfach: weil ich in den USA schon war, es keine Partneruni in Kanada gab, ich keine Lust auf einen finnischen Winter hatte, mein Spanisch und Französisch leider nicht auf Wirtschaftsnivau sind und somit Südamerika und Frankreich ad acta gelegt werden mussten und mich Indien zu guter Letzt nicht so gereizt hat. Nachdem die KU Eichstätt seit Neuestem eine Partnerschaft mit der Ateneo de Manila University hat, habe ich mich also für die Philippinen entschieden. Da allerdings noch niemand von der KU oder Wfi an der Ateneo war und ich zudem kein normaler Bachelor, sondern ein exotischer "graduate student" bin, war aller Anfang mehr als schwer. Das International Office am Standort Eichstätt hat sich schon im Februar mit der Begründung zurückgezogen, dass ich den Rest doch selbst organisieren sollte. Habe ich dann auch versucht, aber mit der Kombination, dass ich nicht nur die normale Uni (die Loyola School), sondern auch die (unpraktischerweise am anderen Ende von Metro Manila liegende) Business School besuchen will/muss, habe ich das International Office in Manila wohl überfordert. Das Ergebnis war, dass ich trotz 6-monatiger intensiver Bemühungen primär eine einseitige Kommunikation geführt habe. Da war mir schon klar, dass ich dieses Semester vor allem eins lernen muss: Geduld (soll ja nicht schaden ;-).

Als ich dann aber 3 Tage vor Abflug (den Flug habe ich einfach mal ins Blaue hinein gebucht, da mir leider niemand sagen konnte, wann das Semester an der Business School beginnt und die Website leider nur topaktuelle Daten Jahr 2006 anbieten konnte) noch nicht mal eine Aufnahmebestätigung hatte, habe ich schon resigniert und beschlossen, dass alles schon irgendwie klappen wird und es sich perslnlich dann bestimmt besser klären lässt. Dank des Einsatzes von Frau Langenwald im neuen International Office der Wfi (die dafür eigentlich noch nicht mal zuständig ist, da das der Eichstätt-Standort wäre) habe ich dann aber just in time einen Tag vor Abflug immerhin per Mail meinen "letter of acceptance" bekommen. Da ist mir dann ehrlich gesagt schon ein Stein vom Herzen gefallen  und ich habe mich riesig auf das Uni-Abeneuer und den Urlaub mit Jan gefreut.